Aufsatz
Jesko Hirschfeld/Gerrit Hansen/Dirk Messner/Michael Opielka/Sophie Peter, Die klimaresiliente Gesellschaft – Transformation und Systemänderungen (2023)
Jesko Hirschfeld, Gerrit Hansen, Dirk Messner, Michael Opielka und Sophie Peter
Die klimaresiliente Gesellschaft – Transformation und Systemänderungen
in: Guy P. Brasseur u.a., Hrsg., Klimawandel in Deutschland. 2. Aufl., Heidelberg: Springer Sprektrum 2023, S. 461-473
Die zweite Auflage des Handbuchs „Klimawandel in Deutschland“ enthält neu den Beitrag „Die klimaresiliente Gesellschaft“, der von Prof. Dr. Michael Opielka und Dr. Sophie Peter vom ISÖ gemeinsam mit Dr. Jesko Hirschfeld vom IÖW, Dr. Gerrit Hansen vom PIK und Prof. Dr. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes verfasst wurde. Das Handbuch und der Beitrag sind Open Access Publikationen, hier finden Sie die Homepage des Verlags: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-66696-8
Hier finden Sie das Handbuch direkt zum Download: Guy P. Brasseur u.a., Hrsg., Klimawandel in Deutschland. 2. Aufl., Heidelberg – Springer 2023.
Mangelnder Klimaschutz kann das Klimasystem in Zustände bringen, in denen Kipppunkte erreicht und Anpassungskapazitäten empfindlich überschritten werden. Zur Einhaltung des Eineinhalb- bis Zwei-Grad-
Zieles wird ein Ausmaß an Klimaschutz notwendig sein, das über behutsame Strukturanpassungen in kleinen Schritten weit hinausgehen muss: Es bedarf einer „großen Transformation“ nationaler und globaler
Wirtschaftsweisen, Rahmenbedingungen und Entwicklungspfade, sodass die Dekarbonisierung in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Entwicklung rücken kann. Unter anderem sind eine konsequente Dekarbonisierung der Energiesysteme, der Landnutzung, des Wohnens und der Mobilität erforderlich. Das Pariser Klimaabkommen von 2015 war ein wichtiger Schritt in diese Richtung, dem bereits einige nationale Politikmaßnahmen und klimafreundliche einzelwirtschaftliche Entscheidungen gefolgt sind, die in ihrer Gesamtdimension aber bislang noch bei Weitem nicht ausreichen, um die Einhaltung des Eineinhalb- bis Zwei-Grad-Zieles zu gewährleisten.
Schon auf nationaler Ebene stehen gesellschaftliche Gruppen und politisch Entscheidungstragende vor komplexen Analyse- und Steuerungsproblemen. Um Klimarisiken zu begegnen und Chancen der Klimaanpassung auszuschöpfen, müssen die verschiedenen Systemdimensionen (wirtschaftliches, soziales, politisches und ökologisches Subsystem), die unterschiedlichen Ziele einer nachhaltigen Entwicklung (SDGs) sowie dabei außerdem räumliche und zeitliche Skalenebenen berücksichtigt und Fachleute aus der Praxis einbezogen werden. Erweiterte Kosten-Nutzen-Analysen, die diese Vielzahl von Systemdimensionen
und Skalenebenen einbeziehen oder auch mit Multikriterienanalysen gekoppelt werden können, sind geeignet, Politikerinnen und Politiker bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen.
Eine Abkopplung von Wohlstandentwicklung und Emissionsausstoß und damit eine Vermeidung von Rebound-Effekten kann jedoch nur gelingen, wenn sich zugleich veränderte Lebensstile und Konsummuster,
neue Wohlfahrtskonzepte sowie Normen und Wertesysteme durchsetzen, die den Erhalt der globalen Gemeinschaftsgüter als unverzichtbar begreifen. Nur so kann eine Transformation in Richtung einer klimaresilienten Gesellschaft angestoßen, umgesetzt und verstetigt werden.