Aufsatz
Michael Opielka, Grundeinkommen und Garantismus. Wie ein Grundeinkommen die Sozialstaatsarchitektur realistisch verändern kann (2018)
Michael Opielka, Grundeinkommen und Garantismus. Wie ein Grundeinkommen die Sozialstaatsarchitektur realistisch verändern kann, in: FORUM sozial, 3-4, 2018, S. 40-45
Ohne soziale Sicherheit kann es keine Freiheit zur Zukunft geben. Die unter anderem auf der Bedürfnispyramide des Psychologen Abraham Maslow aufbauende Forschung zum Wertewandel und der World Values Survey konnte das in den vergangenen Jahrzehnten zeigen. Wir hängen im Materiellen fest, wenn das Materielle uns keine Sicherheit gibt. Kulturleistungen, geistige Offenheit und nachhaltiges Denken brauchen Freiheit, Demokratie und soziale Sicherheit. Moderne Gesellschaften sind nicht nur deshalb Wohlfahrtsstaaten, weil so der Klassenkonflikt ruhiggestellt werden konnte und die Menschen bereit sind, in ihre Bildung zu investieren, was der Arbeitsproduktivität nützt. Sie sind vor allem deshalb Wohlfahrtsstaaten, weil sie demokratisch verfasst sind und politische wie rechtliche Gleichheit auch nach wirtschaftlicher und sozialer Gleichheit verlangen. Gleichwohl haben viele Menschen zunehmend Angst, dass langfristig soziale Sicherheit nicht mehr garantiert werden kann, auch solche, die keineswegs zu den Armen gehören. Für immer mehr Menschen gehört deshalb ein für alle Bürgerinnen und Bürger garantiertes Grundeinkommen zu den Voraussetzungen einer gelingenden Zukunft. In diesem Beitrag wird die Idee des Grundeinkommens in einem besonderen Rahmen diskutiert: sie wird systematisch mit der Forderung nach einer Bürgerversicherung verknüpft, das Grundeinkommen wird in eine „Grundeinkommensversicherung“ integriert. Sie lehnt sich an die Architektur der Schweizer Alterssicherung AHV an, verknüpft also Bewährtes mit Innovation. Damit sollte sich nicht nur die spezialisierte Sozialpolitikforschung beschäftigen, sondern auch die Zukunftsforschung.