Mehrheit der Deutschen für ein Grundeinkommen

Michael Opielka – 14. Juni 2018

Es ist nicht neu, dass sich die Mehrheit der deutschen (Wahl-)Bevölkerung für ein Grundeinkommen ausspricht. Im November 2017 veröffentlichte die Marktforschungsagentur SPLENDID Research aus Hamburg eine Studie, wonach im Schnitt 58% der Befragten „nach dem Lesen einer Definition“ FÜR ein Grundeinkommen eintreten: https://www.splendid-research.com/de/ueber-uns/presse/item/studie-mehrheit-bedingungsloses-grundeinkommen.html. Interessant ist, dass die Marktforscher den Befragten drei Optionen anboten: in der ersten überwogen eher negative Interpretationen, während in der zweiten und dritten Option die Folgen eher positiv geschildert wurden und in Option drei auch noch mit dem laufenden finnischen Experiment illustriert wurden. Bei Option eins waren immerhin noch 46% der Befragten dafür, bei Option zwei und drei jeweils 64%. Befragt wurden 1024 Personen.

Nun hat sich das Marktforschungsinstitut INSA aus Erfurt ebenfalls dieser Frage angenommen. Leiter des INSA ist Hermann Binkert, früher Staatssekretär des Thüringer Ministerpräsidenten Dieter Althaus und der „Kopf“ hinter dessen Vorschlag „Solidarisches Bürgergeld“. Das ISÖ hatte damals (2007) eine weit beachtete Studie zu diesem Konzept vorgelegt: https://www.isoe.org/projekte/abgeschlossene-projekte/finanz-und-sozialpolitische-analyse-eines-solidarischen-buergergeldes/. Im Juni 2018 befragte das INSA insgesamt 2067 Personen im Auftrag eines etwas mysteriösen „Bundesverband Initiative 50Plus“. Befürworten die Befragten die Einführung eines so genannten bedingungslosen Grundeinkommens in Deutschland? Die Ergebnisse sind lesenswert: http://www.bestzeit-plus.de/insa-sonntagsfrage-was-waere-wenn-am-sonntag-der-bundestag-gewaehlt-worden-waere-und-wollen-die-deutschen-ein-bedingungsloses-grundeinkommen/

Jeder zweite Befragte spricht sich in der INSA-Umfrage für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens in Deutschland aus (51 %). 27 Prozent stimmen der Aussage hingegen nicht zu. Dies trifft auf 33 Prozent der Männer und 22 Prozent der Frauen zu. 38 Prozent der befragten 18- bis 24-Jährigen sind für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Mit zunehmendem Alter steigt dieser Anteil kontinuierlich bis auf 58 Prozent bei den 55- bis 64-Jährigen. Bei den ab 65-Jährigen liegt der Wert etwas niedriger (53%).

Quelle: INSA Meinungstrend 4.6.2018

Es besteht eine eindeutige Beziehung zwischen dem Haushaltsnettoeinkommen der Befragten und dem Anteil derer, die sich für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens aussprechen. 62 Prozent der Befragten mit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 1.000 Euro sind für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Mit zunehmendem Einkommen sinkt dieser Wert bis auf 36 Prozent bei den Befragten mit einem Einkommen von 4.000 Euro und mehr. Umgekehrt ist festzustellen, dass Befragte mit höherem Einkommen der Aussage tendenziell häufiger nicht zustimmen.

71 Prozent der Wähler der Linkspartei sind für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Es folgen die Anhänger der Grünen (62 %), der SPD (58 %) und der AfD (53 %). Niedriger sind die Zustimmungswerte bei den Wählern der Union (40 %) und der FDP (39 %). Die Wähler dieser beiden Parteien sind die einzigen Gruppen, in denen die Ablehnung des Grundeinkommens die Zustimmung überwiegt.

Was genau gefragt wurde und welches Grundeinkommensmodell den Befragten vorschwebte, erfährt man leider nicht. Es wird Zeit, dass nicht nur Marktforscher der Frage nachgehen, ob ein Grundeinkommen auf Zustimmung stößt, bei wem und, vor allem, warum. Bis dahin sind diese Ergebnisse gleichwohl wertvoll. Sie zeigen: die Leute sind für ein Grundeinkommen. Die Eliten Deutschlands noch nicht.