Olympiade in Rio – Beitrag für Nachhaltigkeit?

Michael Opielka – 12. August 2016

16 Tage Olympiade in Rio de Janeiro – die Halbzeitbilanz aus der Ferne, wir sind in Deutschland geblieben, sehen hin, fühlen mit, denken nach. Der alte Zweikampf USA-Russland (Sowjetunion) tritt zurück, China folgt meist auf Medaillenrang zwei, ganz oben auch Großbritannien, wie schon bei der Olympiade 2012 in London, trotz Brexit, es liegt nicht am Inseldasein, sondern an einer extrem fokussierten staatlichen und Lotterie-Förderung des Leistungssports seit 1997. Würden alle EU-Staaten, selbst ohne Großbritannien, als Vereinigte Staaten von Europa antreten, sie würden die USA wohl übertreffen. Das ist die Ökonomie des Leistungssports: begabte Menschen besser machen, ihnen optimal Entwicklungschancen öffnen – und das möglichst noch ohne Manipulation wie Doping. Der national erstellte Medaillenspiegel spiegelt die Nationalökonomien, die Volkswirtschaften, auch hier ist die globale Welt national verfasst, sind globale Organisationen wie das IOC letztlich inter-nationale Organisationen. Wie die Vereinte Nationen eben vereinte Nationen sind, nur so stark, wie es ihre Mitglieder zulassen. Freilich: dann gibt es immer wieder Sprung, die Emergenz: ein höheres Niveau entwickelt eine eigene Dynamik, das Globale, das Leben jenseits des Nationalen gewinnt ein eigenes Recht, wird Wirklichkeit.

Aber ist das nachhaltig? Resultiert aus der Transformation des Nationalen zum Globalen bereits ein Nachhaltigkeitsgewinn? Unter dem Motto „Embrace Rio“ („Rio aufgreifen“) hat das Nachhaltigkeitsteam von Tania Braga (Head of Sustainability Rio 2016) eine interessante Nachhaltigkeitsstrategie auf die Beine gestellt. Die drei Säulen und die Schwerpunkten dieser Strategie sind:

  • People – „Games for all“: Engagement, Sensibilisierung, Barrierefreiheit, Vielfalt und Inklusion.
  • Planet – „Reduced Environmental Footprint“: Transport und Logistik, Naturschutz und ökologische Erholung, nachhaltiges Bauen und Abfallmanagement.
  • Prosperity – „Responsible and transparent Management“: nachhaltige Lieferkette, Management und Reporting.

Diese 3 „P“ – People, Planet and Prosperity – sollen den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Soziales, Ökologie und Ökonomie entsprechen. Dieses „Dreieck der Nachhaltigkeit“ wurde erstmals um den ersten großen UN-Nachhaltigkeitsgipfel (Weltgipfel) 1992 herum formuliert, auch er fand in Rio statt, ebenso 20 Jahre später der Erinnerungsgipfel in 2012. Das ist alles nicht wenig und doch treten diese Initiativen hinter dem Medaillenspiegel, hinter der Skandalisierung der Favela-Kriminalität, den Dopingskandalen und der Regierungskrise in Brasilien zurück. Doch noch ist es Halbzeitbilanz, noch ist Zeit zu hoffen.