Vortrag

Gemeinschaft und Soziale Nachhaltigkeit (7.9.2019)

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Auf dem X. Internationalen Tönnies-Symposium in Kiel (5.-7.9.2019) hält Prof. Dr. Michael Opielka am 7. September 2019 einen Plenarvortrag zum Thema „Gemeinschaft und Soziale Nachhaltigkeit – Zur Aktualität der Fragestellung von Tönnies“. Der Kieler Ferdinand Tönnies gilt mit seinem Hauptwerk „Gemeinschaft und Gesellschaft“ als Begründer der Soziologie in Deutschland. Michael Opielka hat sich mit Tönnies immer wieder auseinandergesetzt, vor allem in seinem Buch „Gemeinschaft in Gesellschaft. Soziologie nach Hegel und Parsons“ (Springer VS 2006).

Auf die gemeinschaftssoziologischen und sozialtheoretischen Überlegungen einer Aktualisierung von Ferdinand Tönnies bezieht sich Michael Opielka auch in seinem soeben erschienenen Beitrag für das „Handbuch Kommunitarismus“, den Sie hier finden: https://www.isoe.org/veroeffentlichungen/aufsaetze/michael-opielka-gesellschaftliche-gemeinschaft-bei-talcott-parsons-und-hegel-2019/

Hier finden Sie die Informationen zum X. Internationalen Tönnies-Symposium in Kiel: https://www.toennies-symposium.de/programm und hier das Programm als PDF zum Download.

Hier finden Sie die Powerpoint-Präsentation des Vortrages von Prof. Opielka: Michael Opielka, Gemeinschaft und Soziale Nachhaltigkeit, Tönnies-Symposium Kiel 7.9.2019_Präsentation

Hier finden Sie die Audioaufnahme des Vortrages von Prof. Opielka:

 

Und hier finden Sie das Abstract des Vortrages von Michael Opielka zum Vortrag auf dem Tönnies-Symposium:

Der Gemeinschaftsbegriff bei Tönnies erfuhr viele Missverständnisse, am wenigsten wurde man ihm gerecht, wenn man ihn nur konkret fasste und die bei Tönnies genannten Gemeinschaftsformen wie Familie oder Nachbarschaft mit dem Begriff seiner soziologischen Theorie verwechselte. Für Tönnies war Gemeinschaft ein anthropologisch-sozialpsychologisch ergänzter Prozessbegriff, der zur Analyse von Modernisierung beitragen sollte: während traditionelle Gemeinschaften ihre Sozialformen aus einem „Wesenwillen“ gestalten, zeichnet die moderne Gesellschaft ein „Kürwillen“ aus, nicht nur eine Rechenhaftigkeit des Ökonomischen oder eine Berechenbarkeit des Staatlich-Bürokratischen, sondern generell die Vorstellung, dass Gesellschaft in der Geschichte gemacht werden könne – und nicht nur erlebt, wesenhaft erfahren. Max Weber und vor allem Talcott Parsons haben die Tönniesschen Kategorien kritisch weiter entwickelt. Bei Parsons wird die „gesellschaftliche Gemeinschaft“ zu einem von vier großen Subsystemen der modernen Gesellschaft, neben Wirtschaft, Politik und Legitimation. Das erscheint nach wie vor genial und grundlegend, auch wenn wir die gesellschaftliche Systematisierung da und dort etwas anders begründen und beschreiben. Im 21. Jahrhundert werden nun mit dem Forschungsfeld „Soziale Nachhaltigkeit“ neue Herausforderungen an die Soziologie getragen, für die Tönnies‘ Konzept von Gemeinschaft in mehrfacher Hinsicht nützlich erscheint. Zum einen zeigt eine Analyse des modernen Wohlfahrtsstaates, der Tönnies im Übrigen ein großes Anliegen war, dass er vor allem als Antwort auf den Wandel des gesellschaftlichen Gemeinschaftssystems gelesen werden kann. Zum zweiten erweisen sich gerade die im Gemeinschaftssystem produzierten Wohlfahrtsleistungen als eher stoffstromschonend und verdienen daher auch unter Ökologie-Aspekten ausdrücklich Förderung. Schließlich erscheint ein modernes Gemeinschaftskonzept auch für die Zukunftsgestaltung in Politik und Gesellschaft nützlich, wie die Diskussion um Kommunitarismus oder das „Gute Leben“ zeigt.

Schließlich finden Sie hier einige Fotos, die eine Tagungsteilnehmerin aus Südkorea und Wien machte: